Kurz & Knapp
Hosterwechsel – das klingt oft nach Routine. Doch manchmal wird aus einer simplen Aufgabe ein echter Kamelritt – inklusive Überraschungen, die selbst meine langjährigen Admin-Nerven noch kitzelten. Was als banaler Umzug von zwei Webseiten begann, entwickelte sich zu einem Abenteuer zwischen Labyrinth und E-Mail-Kontowüste.
Ausgangslage: Zwei Webseiten – viele Baustellen
Zwei Webseiten sollten von Strato und IONOS zu All-Inkl. umziehen. Es gab noch dazu zwei Strato-Konten und ein IONOS-Konto. Gewachsene Strukturen und Altlasten auf fast allen Hostern: mehrere Domains, Subdomains, alte WordPress Installationen. Die Kundin war hier absolut schuldlos – Vorgänger von mir hatten einfach schlampig gearbeitet und zum Teil wohl aus Unwissenheit ungünstige Lösungen gewählt.
Obwohl die E-Mails schon lange über Microsoft liefen, gab es trotzdem beim Hoster noch fünf Postfächer, auf die niemand mehr Zugriff hatte. Ob diese bei der Umstellung – wovon ich ausgehe – wirklich transferiert wurden, weiß ich nicht. Also habe ich dazu entschlossen die zwei E-Mail-Konten mit tatsächlichen Inhalten zur Sicherheit zu All-Inkl. mitzunehmen – also die E-Mails zu importieren.
Die Kundin wusste gar nicht, dass sie eigentlich auf einer tickenden Zeitbombe saß. Und ich war ehrlich gesagt überrascht, dass dies so lange gut ging.
Bestandsaufnahme und Risiken
Um Licht ins Dunkel zu bringen, habe ich rund vier Stunden in allen Konten recherchiert, alle DNS-Einstellungen gesichert und eine Excel-Übersicht aller Domains, Subdomains und Systeme erstellt. Meine Excel-Tabelle hatte mittlerweile mehr Spalten als ein antiker Tempel Säulen – aber nur so konnte ich in diesem Labyrinth den Überblick behalten.
Warum das wichtig ist: Veraltete WordPress-Installationen sind Sicherheitsrisiken. Eine vergessene nicht gewartete Webseite kann ein Eintrittstor für Viren und Hacker sein. KundInnen sind sich solcher Risiken oft nicht bewusst.
Unerwartete Extras
Neben den insgesamt sieben Domains (von denen eine bereits gekündigt war und zwei weitere gekündigt wurden) und E-Mailkonten kamen noch weitere Themen ans Licht: Eine bestehende Domain war eine .ai-Domain, die zum aktuellen Zeitpunkt (nach Rücksprache mit dem Support) nicht bei All-Inkl. gehostet werden kann und daher bei Strato blieb.
Die Liste füllte sich mit Subdomains, MailerLite (ein nie wirklich genutztes E-Mail-Marketing-Tool), Brevo, Microsoft Teams, ein Terminvereinbarungstool, ein WooCommerce Shop und prompt lag da auch noch eine alte vergessene Webseite auf einem Hoster. 😂
Doppelinstallation wegen Umlaut-Domain
Ich mailte meiner Kundin meine Excel-Übersicht mit der Bitte um Info, ob ihr noch weitere angebundene Systeme bekannt seien. In diesem Zusammenhang erklärte sie mir, dass die Hauptdomain einer der beiden Webseiten eigentlich die "UE"-Version der URL sein sollte, nicht die "Ü"-Domain. Also ging ich dem nochmal auf den Grund und war total überrascht, dass zwei komplett gleiche Versionen dieser Webseite auf beiden Domains installiert waren. Also Duplicate Content. 🙈
Duplicate Content bedeutet vereinfacht gesagt, dass derselbe Inhalt (Texte, Seiten, Bilder) auf mehreren Domains oder URLs erscheint. Das erlebe ich in der Praxis zum Beispiel häufiger bei Blogartikeln, wenn jemand zwei Webseiten hat (je Business-Thema eine) und passende Artikel aus Unwissenheit auf beiden veröffentlicht. Suchmaschinen wie Google bewerten das negativ, weil sie nicht wissen, welche Version die originale ist und welche sie anzeigen sollen. Das kann zu schlechteren Rankings und Sichtbarkeitsverlust führen.
In meinem Fall war es so, als hätte jemand eine komplette Doppelgängerin meiner Kundenseite erstellt: Zwei identische WordPress-Installationen auf zwei Domains. Google dürfte dabei innerlich Schnappatmung gehabt haben. 🙈
Probleme bei Duplicate Content bzw. speziell in diesem Fall:
- Suchmaschinen strafen doppelten Inhalt ab.
- Beide Domains konkurrierten gegeneinander.
- Webseiten-Änderungen hätten müssen doppelt vorgenommen werden.
- Zwei Webseiten bedeuten auch doppelten Wartungsaufwand.
Kommunikation und Zusammenarbeit
Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle die wirklich angenehme, rasche und kollegiale Kommunikation mit dem IT-Kollegen vor Ort, der sich um die Microsoft-Mails kümmert, sowie mit dem Webtechniker, der bisher die Webseiten betreut hat. So eine Zusammenarbeit ist nicht selbstverständlich – und ich schätze sie sehr.
Wichtige Vorbereitung: AUTH-Codes rechtzeitig besorgen
Bevor ein Hosterwechsel überhaupt starten kann, solltest du unbedingt die sogenannten AUTH-Codes rechtzeitig anfordern – am besten zwei bis drei Tage vorher. Ein AUTH-Code (auch Transfercode oder EPP-Code genannt) ist eine Art digitaler Schlüssel, den du von deinem bisherigen Anbieter erhältst. Er bestätigt, dass du tatsächlich berechtigt bist, die Domain umzuziehen. Ohne diesen Code kann der neue Hoster die Domain nicht übernehmen.
Nicht erschrecken: Bei manchen Hostern, wie zum Beispiel Strato, muss man erst die Verträge kündigen, um überhaupt die Möglichkeit zu bekommen, den AUTH-Code anzufordern. Außerdem sind AUTH-Codes in der Regel 30 Tage gültig. Nach einem Domaintransfer gibt es zudem eine 60-Tage-Sperrfrist, in der ein weiterer Umzug dieser Domain nicht möglich ist. Rechtzeitige Planung lohnt sich also doppelt – damit am Umzugstag keine bösen Überraschungen warten.
Der Tag des Umzugs
Bevor es wirklich losging, habe ich tief durchgeatmet – so ein Wochenend-Umzug ist nichts für schwache Nerven. Für mich bedeutete das: Listen checken, ausreichend Wasser bereitstellen und innerlich Hebamme und Feuerwehrfrau zugleich sein. Ich wusste, es würde spannend werden, aber ich war gut vorbereitet.
Die Vorbereitungen und der Umzug
Vor dem Umzug habe ich vollständige Backups aller Webseiten erstellt und lokal gespeichert. Danach habe ich beim neuen Hoster alle Domains angelegt, den Transfer mit AUTH-Code angestoßen, WordPress auf Ziel-URLs installiert und alle notwendigen DNS-Einstellungen auf vier Domains gesetzt: Microsoft Office für Mails, Brevo für E-Mail-Marketing und eine Subdomain für SharePoint (Mitarbeiterbereich). Danach habe ich die Webseiten mit ihren Datenbanken beim neuen Hoster hochgeladen bzw. eingespielt. Dank langjähriger Erfahrung war dieser Schritt in ca. drei Stunden erledigt.
Sorgfalt bei DNS-Einstellungen: Hier arbeitet man gewissermaßen an den „Organen“ des Servers. Eine falsche Einstellung kann sehr schnell dazu führen, dass Websites oder E-Mails nicht mehr erreichbar sind. Deshalb unbedingt alle DNS-Einträge doppelt kontrollieren, dokumentieren und bei Unsicherheit Fachleute hinzuziehen.
Nach dem Umzug: Webseiten prüfen
Nachdem alle Domains und Webseiten erfolgreich umgezogen waren, begann der spannende Teil: die Kontrolle der frisch migrierten Seiten. Hier zeigte sich, wie gründlich Vorbereitung und Erfahrung zusammenspielen müssen.
Beim Durchklicken und Testen fiel mir sofort auf, dass der integrierte WooCommerce-Shop (eigener Shop auf der Webseite) nicht auf Anhieb funktionierte. Der Grund lag – wie so oft – im Detail: Der Verschlüsselungscode aus der alten config.php (wichtige Konfigurationsdatei der Webseite) wird beim Umzug nicht automatisch übernommen. Statt den Schlüssel neu zu generieren (was zu Problemen mit bestehenden Bestellungen und Inhalten geführt hätte), musste ich ihn also gezielt beim alten Hoster heraussuchen und ihn manuell übernehmen.
Danach prüfte ich die Darstellungen auf den Seiten und entdeckte ein paar kleinere Schönheitsfehler – zum Beispiel ein Blogartikel, der nicht korrekt geladen wurde. Diese Kleinigkeiten ließen sich zum Glück schnell beheben.
Schwieriger war das Kontaktformular: Der Versand des Formulars funktionierte nicht. Das hatte allerdings nichts mit dem Umzug zu tun, sondern damit, dass kurz davor noch die letzte Mailadresse auf Microsoft umgestellt worden war. Dadurch war das für den Versand zuständige Plugin nicht mehr korrekt konfiguriert, aber das war mit wenigen Handgriffen wieder behoben, sodass es wieder zuverlässig funktionierte.
Nachbereitung und Aufräumen
Nach einem erfolgreichen Umzug beobachte ich in den darauffolgenden Tagen aufmerksam alle Systeme, um sicherzugehen, dass alles stabil läuft. Etwa ein bis zwei Wochen nach dem Umzug räume ich dann noch den alten Webspace gründlich auf – das heißt, alte Installationen und Datenbanken zu löschen, um keine unnötigen Sicherheitslücken offenzulassen.
Bei Hostern, bei denen der Vertrag vollständig beendet wird, erledigt sich das Aufräumen automatisch, da das komplette Konto inklusive Installationen, Webspace-Daten und E-Mails gelöscht wird.
In diesem konkreten Fall blieb nur ein Strato-Konto erhalten – wegen der erwähnten .ai-Domain – das nun ordentlich aufgeräumt wird, also eine "Webspace-Wellnesskur" bekommt. 😂 Das zweite Strato-Konto und das bei IONOS wurden ja komplett gekündigt und daher sowieso irgendwann vom Hoster gelöscht.
Das Warten beim Hosterwechsel – mein persönlicher Nervenkitzel
Was ich am wenigsten mag bei Hosterwechseln und Webseiten-Umzügen ist das Warten. Man wartet, bis die Domain beim neuen Hoster angekommen ist, man wartet, bis die WordPress-Installation fertig ist, man wartet, bis das Backup der Webseite hochgeladen ist – und der für mich schlimmste Moment: die Integration der Webseite, während ich zusehe, wie die Datenbanktabellen geschrieben werden. In dieser Phase habe ich das Gefühl, ich halte selbst die Luft an.
Währenddessen mache ich immer Atemübungen und hoffe, dass der Prozess nicht irgendwo hängen bleibt oder abbricht. Ein Abbruch ist zwar kein Weltuntergang – man kann fast alles wieder herstellen – aber er verkompliziert den Ablauf und macht alles langwieriger. Es ist ein bisschen wie eine Mischung aus Schachspiel und Achterbahn: Einerseits alles vorausgeplant, andererseits kann doch jederzeit etwas Unvorhergesehenes passieren. Genau deshalb ist eine gute Vorbereitung Gold wert – und meine Atemübungen auch. 😊
Lessons Learned / Fazit
Auch mit jahrelanger Erfahrung ist man vor Überraschungen nicht gefeit – man geht nur gelassener damit um. Glücklicherweise erlebe ich solche komplexe Hosterwechsel nur alle paar Jahre und ich freue mich, dass jetzt alles wunderbar sauber und aufgeräumt ist.
Meine Tipps für dich, wenn du einen Hosterwechsel bzw. Webseitenumzug planst:
- Vorbereitung ist alles: Excel-Liste zur Übersicht, Passwörter griffbereit,
- Besondere DNS-Einstellungen (wenn vorhanden) dokumentieren und doppelt kontrollieren.
- Spezialfälle klären: Alle verbundenen Systeme berücksichtigen
- Risiken minimieren: Backups erstellen, Experten hinzuziehen und alles doppelt kontrollieren.
- Outsourcing erwägen: Bei seltenen Projekten lieber Fachleute beauftragen, um Stress und Ausfallzeiten – die sich nie ganz vermeiden lassen – zu minimieren.
- Alle Webseiten, WordPress-Installationen und Subdomains identifizieren
- E-Mail-Konten nicht vergessen und beim neuen Hoster importieren
- Testen nach dem Umzug: Funktionen von Links, Formularen und die korrekte Darstellung
- Alten Webspace aufräumen, sobald alles stabil läuft
Je nach Branche empfehle ich dir für den Umzug ein Wochenende (Kunden sind Businesskunden) oder einen Wochentag (Freizeitbranche).
Mit guter Planung und einem klaren Überblick kann man einen Hosterwechsel so organisieren, dass am Montagmorgen – wie in meinem Fall – alle Systeme erreichbar sind, die E-Mails problemlos laufen und das Business entspannt weitergeführt werden kann.
Deine

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