Gastartikel von Dagmar Reklies.
In diesem interessanten und hilfreichen Artikel gibt Dagmar Anhaltspunkte, wieviel Positionierung es für eine Website braucht und stellt wichtige Fragen.
Szene 1, Gespräch mit einer Unternehmerin
„Nein, eine Website habe ich noch nicht. Ich habe doch meine Positionierung nicht ganz fertig. Da kann ich doch noch keine Website machen.“
„Aber ich sehe Dich auf Facebook. Du weißt doch ungefähr, wofür Du stehst und wen Du erreichen willst. Worauf wartest Du denn noch?“
Szene 2, Messenger-Nachricht einer Kollegin, Webdesignerin:
„Dagmar, ich schicke Dir mal eine Interessentin von mir vorbei. Die will eine Website haben. Aber sie kann mir die elementarsten Fragen zu ihrer Positionierung nicht beantworten.“
Das sind die beiden Extreme in dem ewigen Rätsel, wer zuerst kommt - das Federvieh oder das Gelege - die Positionierung oder die Website.
Zum Glück begegnen sie mir selten.
Die Frau in Szene 1 bremst sich unnötig aus. Sie könnte schon weiter sein.
Die Interessentin in Szene 2 riskiert, viel Geld in eine Website zu stecken, die ihr kaum Kunden bringt. Zum Glück ist sie an eine umsichtige Designerin geraten.
Lass uns das gleich an dieser Stelle klären:
Deine Website soll Deine Positionierung transportieren. Damit sie das kann, musst Du natürlich eine haben. Sonst wird das Individuelle an Deiner Website kaum über das Farbschema hinauskommen. Sie wird vermutlich freundlich-gefällig-nichtssagend sein. Kundenanfragen dürften in die Kategorie Zufallstreffer fallen.
Aber: Du musst nicht zwingend vor Erstellung oder Runderneuerung Deiner Website die Positionierung bis in die letzte Fußnote detailliert ausgearbeitet haben.
In diesem Beitrag erfährst Du
- Warum eine aussagekräftige Website auf Deine Positionierung aufsetzen muss
- Wieviel Positionierung Du benötigst, bevor Du an Deiner Website arbeitest
- Warum Du beruhigt starten kannst, auch wenn Deine Positionierung noch nicht ganz ausgebrütet ist.
Website und Positionierung – So hängen Sie zusammen
Das ist nicht neu, aber essenziell:
Deine Website ist Dein Aushängeschild, Dein öffentliches Schaufenster. Neben vielen anderen Funktionen hat sie zwei Aufgaben:
- Hier können Menschen Dich ganz in Ruhe kennenlernen.
- Hier können Menschen – bewusst oder unbewusst – ihre mentale Checkliste durchgehen und abgleichen, ob Du zu ihnen passt.
Deine Website soll für Dich die richtigen Menschen anziehen – diejenigen, die gut zu Dir passen, mit denen Du arbeiten möchtest und denen Du gut helfen kannst.
Diesen Menschen soll sie das richtige Bild von Dir vermitteln – ein Bild, das sie sagen lässt „Ja, hier bin ich richtig“.
Wie soll sie das können, wenn Du noch nicht weißt, was das für Menschen sind und welches Bild Du vermitteln willst?
Damit sind wir bei der Positionierung angelangt:
Deine Positionierung ist das Bild, das sich andere von Dir machen.
Dieses Bild kannst Du bewusst gestalten.
Du kannst wichtige Aspekte ganz nach vorn in Dein virtuelles Schaufenster stellen und schön ausleuchten. Weniger wichtige Aspekte dürfen etwas zurücktreten, um die Besucher nicht zu überwältigen. Sie sind da und erschließen sich, wenn man sich näher mit Dir beschäftigt.
Damit setzt sich Dein Positionierungsbild aus vielen Mosaiksteinchen zusammen. Dazu gehören nicht nur die bekannten Bausteine wie Deine Themen und der drängendste Wunsch Deiner Zielgruppe. Ein ansprechendes und Vertrauen schaffendes Bild braucht auch persönliche Details wie Deine Meinungen, Herangehensweisen und vieles mehr.
Mit diesem Mix wirst Du einprägsam und unterscheidbar von den vielen anderen Anbietern.
Über diesen Mix benötigst Du Klarheit, bevor Du an Deiner Website arbeitest.
Was Deine Website über Dich vermitteln sollte
Wenn jemand neu auf Deine Website kommt, dann checkt diese Person – bewusst oder unbewusst – 3 Dinge ab:
- Worum geht es hier?
- Bin ich hier richtig mit meinem Anliegen oder meiner Frage?
- Mag ich, was ich hier sehe?
Wenn sie auf diese Fragen keine zufriedenstellenden Antworten findet, dann wird diese Person im schlimmsten Fall das Gefühl haben, bei Dir nicht gut aufgehoben zu sein. Wenn es besser läuft, hebst Du Dich „nur“ nicht positiv ab von den anderen Anbietern, bei denen diese Person vermutlich auch vorbeischaut.
Deshalb sollte Deine Website auch mindestens diese 3 Dinge klar und unmissverständlich vermitteln:
- Worum geht es hier?
= Um welche Themen, Fragen, Ziele und Probleme geht es? - An wen richtet sich die Website?
= Die Menschen, die Du erreichen willst, sollten sich wiedererkennen und angesprochen fühlen. - Wie will ich wahrgenommen werden und in Erinnerung bleiben?
= Was unterscheidet Dich von anderen Anbietern? Warum sollte jemand ausgerechnet zu Dir kommen?
Die Antworten auf diese Fragen ergeben sich aus Deiner Positionierung.
Wieviel Positionierung brauchst Du, bevor Du an Deiner Website arbeiten kannst?
Auch wenn Du bisher noch nicht bewusst an Deiner Positionierung gearbeitet hast, kannst Du die oben genannten Fragen sicher zumindest ungefähr beantworten. Damit hast Du bereits eine gute Grundlage.
Dennoch hat Deine Positionierung etwas systematische Arbeit verdient. Das Bild, das Du von Dir und Deinen Angeboten vermittelst, entscheidet schließlich mit darüber, ob jemand bei Dir kauft und bucht.
Deine Positionierung zu entwickeln ist halb strukturierter Prozess und halb Intuition.
Für den strukturierten Prozess findest Du auf meiner Website einen Grundlagenartikel mit einer ausführlichen Anleitung, wie Du Deine Positionierung findest und erarbeitest. Im Wesentlichen solltest Du dabei folgende Punkte berücksichtigen:
Welche Themenfelder gehören zu Deinem Business und welche nicht?
Wenn Du Schwierigkeiten hast, Dich hier einzugrenzen, empfehle ich folgendes Vorgehen:
- Wähle ein Schwerpunktthema, für das Du bekannt sein willst.
(Bei mir ist das „Positionierung“) - Wähle einige wenige Themen aus, die Dein Schwerpunktthema ergänzen und vertiefen.
(Bei mir sind das Sichtbarkeit & Marketing und die passenden Angebote – Weil die beste Positionierung ohne diese nichts nützt) - Lege fest, was definitiv nicht zu Deinem Business gehört.
Zur Visualisierung dieses Schrittes kannst Du mein Kometenmodell verwenden. Das Kometenbild Deiner Themen wird Dir helfen, in jeder Art von Kommunikation immer die richtigen Schwerpunkte zu setzen.
Wer ist Deine Zielgruppe und wie ticken diese Menschen?
Ein tiefes Verständnis Deiner Zielgruppe ist wichtig, um nicht mit viel gutem Willen direkt an ihnen vorbei zu reden. Das sind meine wichtigsten Tipps:
- Grenze zumindest grob ein, wer zu Deiner Zielgruppe gehört und wer nicht.
Im ersten Schritt kannst Du Dich auf Gemeinsamkeiten beschränken, die für Dein Angebot relevant sind. - Sammele die Wünsche und Ziele, Probleme und Befürchtungen dieser Menschen. Suche dabei auch nach dem Wunsch hinter dem Wunsch und dem Problem hinter dem Problem. Im Idealfall identifizierst Du auch Wünsche und Probleme, die diese Menschen nicht offen zugeben würden.
Wie willst Du in Erinnerung bleiben? Details für Deine Positionierung
„Ich bin spezialisiert auf dies und das und helfe Menschen, jene und solche Probleme zu lösen“
Mit dieser Aussage weiß ich zwar, was ich von Dir bekomme. Aber warum ich mich gerade an Dich wenden soll, das weiß ich noch nicht.
Hier kommen die erwähnten Details in Deinem Positionierungs-Mosaik ins Spiel.
Für die Suche nach Deinen Positionierungsdetails kannst Du folgende Fragen beantworten:
- Was ist Dir bei der Arbeit mit Deinen Kunden besonders wichtig?
- Welche Werte prägen Deine Arbeit?
- Mit welchen Adjektiven beschreiben Dich zufriedene Kunden?
- Welche in Deiner Branche verbreiteten Praktiken lehnst Du ab und warum?
- Welche Rolle nimmst Du gern für Deine Kunden ein?
(Ich bin z.B. geistiger Sparringspartner, objektiver Blick von außen, Entkomplizierer, Ideengeber …)
Deine Positionierung ist noch nicht ganz fertig?
Starte trotzdem
Du erinnerst Dich an Szene 1 vom Anfang?
Die Frau, die noch nicht an die Öffentlichkeit geht, weil sich ihre Positionierung für sie noch nicht ganz rund anfühlt.
Bitte mach nicht den gleichen Fehler.
Mit der Positionierung ist das wie mit einer Website:
Beide sind nie ganz fertig.
In dem Moment, in dem Du beginnst über Dich und Dein Angebot zu sprechen, beginnst du, Erfahrungen zu sammeln.
Du merkst, was gut ankommt und was niemanden interessiert, was sofort eine Reaktion auslöst und was Du erst erklären musst.
Du lernst, für welche Deiner Themen sich die Menschen interessieren und welche Angebote besser angenommen werden.
In Kundenprojekten lernst Du Deine Zielgruppe noch besser kennen.
Das ist der Praxistest für Deine Positionierung und Deine Website.
Du kannst, darfst und sollst diese Erfahrungen in beides einfließen lassen
- Du wirst Deine Kommunikation und Außendarstellung stärker auf die Aspekte ausrichten, die Resonanz erzeugen.
- Du wirst nach einiger Zeit auch die Texte auf Deiner Website nachschärfen. Vielleicht kommt ein neues Angebot dazu und ein anderes verabschiedet sich. Vielleicht verschiebt sich der Themenschwerpunkt in Deinem Blog.
Dieser Prozess ist nicht nur normal, sondern auch nützlich.
Viele tun das nämlich nicht. Du dagegen sprichst Deine Zielgruppe immer treffsicherer an.
Das ist meine Empfehlung für Dich:
Du brauchst Klarheit über Deine Positionierung, bevor Du an Deiner Webseite arbeitest.
Vergiss dabei nicht die persönlichen Details, die Dich von anderen abheben.
Aber warte nicht, bis sich beides perfekt und fertig anfühlt.
Erst im Kontakt mit Kunden, Interessenten und Followern wirst Du Positionierung und Website perfekt auf sie ausrichten können.